Gastartikel von Dr. Katja Flinzner

Einmal im Jahr wird im Netzwerk Texttreff gewichtelt. Allerdings nicht mit Gegenständen, die man mal mehr, mal weniger gut gebrauchen kann, sondern – passenderweise – mit Texten. Beim alljährlichen „Blogwichteln“ beschenken sich zahlreiche wortstarke Frauen des Netzwerks gegenseitig mit Blogartikeln und werden dafür nach dem Zufallsprinzip zusammengewürfelt.

Das Schöne dabei: Manchmal begibt man sich dabei auf gänzlich neue Pfade – und findet trotzdem irgendwie immer Gemeinsamkeiten, oft dort, wo man sie wirklich nicht erwartet hätte. Als Fachautorin für Web, IT, Online-Handel und Digitale Bildung für ein Nachhaltigkeitsblog schreiben? Klingt erstmal nicht nach einem Selbstläufer. Bis einem bewusst wird, dass nachhaltiges Verpacken natürlich auch für den Online-Handel eine große Aufgabe ist. An der sich sicherlich noch so einiges verbessern ließe…

Groß, größer, Versandverpackung

Wer regelmäßig online bestellt, hat es bestimmt schon erlebt: Der neue USB-Stick kommt an und ist in einem Karton verpackt, in den locker nochmal hundert mehr seiner Sorte hineingepasst hätten. Was auf den ersten Blick nach gedankenloser Umweltverschmutzung aussieht, ist aus Sicht des Online-Händlers häufig ein nicht zu unterschätzendes Problem. Denn natürlich verkaufen die wenigsten Händler nur USB-Sticks. Oder nur Trinkflaschen. Oder nur Tennisschläger. Wer für alle drei Produkte die passende Verpackung haben möchte, kommt nicht umhin, sich verschiedene Größen an Kartons auf Lager zu legen. Je mehr unterschiedliche Produkte, desto mehr verschiedene Kartons. Und gerade für kleinere Händler ist es natürlich selten möglich, für jedes Produkt immer genau die richtige Verpackungsgröße zur Hand zu haben.

Also sind die Kartons nicht selten deutlich größer als ihr Inhalt – weshalb wiederum Füllmaterial her muss. Und so steht man als Online-Käufer häufig vor einem großen Haufen aus Papier, Pappe und viel zu oft auch Kunststoff, obwohl man doch eigentlich nur eine neue Zitruspresse brauchte.

Nachhaltig verpacken

Was können Shopbetreiber also tun, um ihre Versandverpackungen möglichst umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten?

1. Verpackungen wiederverwenden

Wer als Händler Ware einkauft, bekommt diese häufig ja auch selber in Kartons geliefert. Diese zusammen mit dem Füllmaterial zu behalten und für den Weiterversand zu nutzen, ist eine der einfachsten Möglichkeiten, Verpackungsmaterial zu sparen. Wenn denn die Größen stimmen. Und für einen gut funktionierenden Online-Shop wird das natürlich selten ausreichen, auch wenn Ihr privat anfallende Verpackungen mit dazunehmt. Wer es mit dem Umweltschutz wirklich ernst meint, kann aber auch im Verwandten- und Freundeskreis oder bei den Nachbarn nach gebrauchten Verpackungen fragen. Im Zweifel dürften die sich freuen, wenn sie die Kartons nicht in überfüllte Papiercontainer stopfen müssen.

2. In der Originalverpackung versenden

Manche Produkte sind vom Hersteller bereits so gut verpackt, dass sie gar keine Umverpackung mehr brauchen. Warum also nicht einfach einen Adressaufkleber auf die Originalverpackung kleben? Aber Achtung: Wer Geschenke für die Kinder oder den Partner bestellt, freut sich nicht unbedingt, wenn diese unverpackt abgegeben werden. Und das Ultraschallgerät für die Zahnprothesenreinigung möchte vielleicht auch nicht jeder in der Originalverpackung vom Nachbarn angenommen wissen.

3. Möglichst umweltfreundliches Verpackungsmaterial einsetzen

Anfangen kann man mit einem der Produktgröße angemessenen Karton – häufig lässt sich aber ein größerer Karton und damit auch Füllmaterial nicht vermeiden. Ganz besonders beim Füllmaterial gibt es in Sachen Umweltfreundlichkeit große Unterschiede: Schließlich lassen sich Pakete genauso mit Luftpolsterfolie oder Styroporkugeln auspolstern wie mit kompostierbaren Verpackungschips aus Pflanzenstärke oder auch altem Zeitungspapier.

Für eine Wiederverwertung sind Verbundmaterialien etwa aus Papier und Kunststoff besonders problematisch – zum Beispiel die beliebten Polsterumschläge, die innen mit Luftpolsterfolie ausgekleidet sind. Solche Polstertaschen gibt es alternativ auch aus 100 % Papier, womit sie sich deutlich besser recyceln lassen.

Traurigerweise ist der Markt für ökologisch sinnvolle Verpackungen scheinbar noch nicht allzu groß. Als einziger hierauf spezialisierter Händler konnte sich bislang biobiene.com durchsetzen, andere Verpackungsanbieter haben nur vereinzelte ökologisch ausgerichtete Verpackungen im Sortiment.

4. Einzelversand vermeiden

Habt Ihr schon mal bei einem großen Händler wie amazon in einer Bestellung vier verschiedene Produkte bestellt und diese in vier verschiedenen Lieferungen bekommen? Die Logistikprozesse der großen Händler sind inzwischen so komplex, dass es für sie oft günstiger ist, vier separate Pakete zu verschicken – häufig alleine deshalb, weil diese aus vier unterschiedlichen Lagern kommen. Natürlich ist das aus Nachhaltigkeitssicht alles andere als wünschenswert.

Wenn Ihr das für Euren eigenen Shop selber in der Hand habt, achtet darauf, dass Ihr möglichst alle Produkte in einem Paket zusammenfasst. Meist dürfte das schon aus Kostengründen ohnehin in eurem Interesse sein.

VerpackV – Was das Gesetz zu Verpackungen sagt…

Dass die Entsorgung von Verpackungen ein Problem ist, hat auch der Gesetzgeber erkannt und deshalb zahlreiche Regelungen dazu erlassen – der „Grüne Punkt“ ist wohl das bekannteste Ergebnis dieser Regulierungsbemühungen. Seit der Novellierung der Verpackungsverordnung im Jahr 2009 betreffen die dortigen Regelungen auch Online-Händler. Die müssen nämlich jetzt sicherstellen, dass sie nur lizenzierte Verpackungen in Verkehr bringen – entweder indem sie diese selber bei einem Dualen System lizenzieren oder indem sie nur nachweislich lizenzierte Verpackungen verwenden. Dummerweise hat die neue Verpackungsverordnung aber parallel die Kennzeichnungspflicht für Verpackungen abgeschafft, so dass man den Verpackungen selbst nicht mehr ansieht, ob sie lizenziert sind oder nicht. Den Nachweis für die Lizenzierung seiner Versandverpackungen muss der Händler erbringen.

In der Praxis bedeutet das: Da es Händlern meist nicht möglich ist, nachzuweisen, dass alle verwendeten Verpackungen inklusive Füllmaterial bereits lizenziert sind, müssen sie sich selber einem Dualen System anschließen. Anbieter wie Landbell bieten eine Pauschallösung an, mit der man durch den Abschluss eines Beteiligungsvertrags alle rechtlichen Anforderungen als Händler erfüllt.

Neu oder gebraucht – in Sachen Lizenzierung egal

Das Wiederverwenden von Verpackungen schützt übrigens nicht vor der Lizenzierungspflicht. Selbst wenn Ihr ausschließlich gebrauchte Verpackungen einsetzt, müsst Ihr nachweisen, dass diese vorher lizenziert worden sind. Oder Euch einem Dualen System anschließen. Schade eigentlich. Im Sinne des Umweltschutzes würde man sich hier eine andere Regelung wünschen.

Bleibt abzuwarten, inwieweit das für 2019 angekündigte sogenannte Verpackungsgesetz tatsächlich umweltfreundliche Verpackungen begünstigt. Als Ziel wurde das zumindest formuliert –  für die Nutzung umweltverträglicher, gut recycelbarer Verpackungen sollen Händler dann Vergünstigen erhalten. Wie das in der Praxis aussehen wird, bleibt allerdings derzeit noch abzuwarten.

Und als Kunde?

Ihr habt keinen eigenen Webshop, kauft aber gerne online ein? Auch dann könnt Ihr dazu beitragen, die Verpackungsflut zu reduzieren. Vor allem, indem Ihr nicht alles immer sofort bestellt, sondern mehrere Produkte zu einer Bestellung zusammenfasst. Wie oben gesehen, hat das nicht bei allen Händlern weniger Verpackung zur Folge, gerade bei den kleineren aber in der Regel schon.

Je überlegter Ihr einkauft und je weniger Ihr wieder zurückschicken oder umtauschen müsst, umso besser. Wenn Ihr doch mal was zurückschicken möchtet, bietet sich dafür natürlich die Ursprungsverpackung an – und bestimmt müsst Ihr selber nie wieder Versandkartons kaufen, wenn Ihr einfach ein paar in der Abstellkammer aufbewahrt und für das nächste eigene Päckchen verwendet. Und wenn dann doch noch was übrigbleibt – aus Pappe kann man sogar Stühle bauen. Und natürlich jede Menge Spielzeug

Headerbild: pixabay

Dr. Katja FlinznerDr. Katja Flinzner arbeitet mit ihrem Unternehmen contentIQ zu den Themen Content Marketing, Internationalisierung und Qualitätssicherung in Web und Print und schreibt als Fachautorin und Corporate Bloggerin über Themen rund um Web, IT, eCommerce und digitale Bildung.

 

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3 Comments

  1. Die Versandunternehmen erwarten ja dieses Jahr zu Weihnachten Rekordzahlen. Die Berge an Papier und Pappe mag ich mir dabei gar nicht vorstellen. Deshalb finde ich den Text sehr wichtig, denn hier kann man noch sehr viel für die Umwelt tun. Danke dafür!
    Gruß Cordula

  2. Hallo, Cordula!
    Was wir als Kunden tun können: nicht auf dem Einzelversand von Teilen einer größeren Bestellung bestehen. Manchmal hat man ja die Option, alles auf einmal geshickt zu bekommen.
    Und wenn es ans Verschenken geht, sollten wir auf Geschenkpapier verzichten und lieber eine nachhaltige Alternative wählen, z.B. ein Furoshiki.

    Susanna
  3. Ich denke Unternehmen haben heutzutage viele Möglichkeiten. Man sollte einfach für den eigenen Betrieb testen, ob man Luftpolstertaschen und weitere Produkte benötigt oder ob es vielleicht auch Packpapier richten kann. Dann könnte man seinen eigenen Teil zum Umweltschutz beitragen.

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